Wenn Situationen in uns emotionale Trigger auslösen

Wenn du regelmäßig wahrnimmst, wie Situation in Deinem Leben Dich emotional triggern, und Gedanken, Glaubenssätze & Erinnerungen an alte Leidensgeschichten auslösen, dann hat das mit einer körperlichen oder emotionalen Aufladung zu tun (Der Verbindung von Geist und Körper wird leider immer noch nicht genug Beachtung geschenkt). Die Antwort ist dann nicht, dem Verstand weiter kognitive Fragen zu stellen, sondern es geht darum dem Körper zu helfen, die unverarbeiteten Emotionen aus der unbewussten Ebene ins Bewusstsein zu holen und auf der psycho-somatischen Ebene zu verarbeiten.

Jede Therapie-Modalität, bei der nur der Verstand involviert ist (aber der Körper nicht mit in den Heilprozess mit einbezogen wird) kann dazu führen, dass die gleichen Gefühle, Verhaltensmuster & Glaubenssätze Dein Leben weiter bestimmen und daß Du mit der jeweiligen Therapie-Modalität bisher keinen Zugang zu unterdrückten Emotionen bekommen hast.

Menschen die zum Beispiel Traurigkeit unterdrücken, stellen manchmal fest, dass sie schneller wütend werden, weil das für sie eine sicherere Emotion ist. Wenn aber die Wut anfängt, Beziehungsprobleme zu verursachen, fängt der Traurigkeitsunterdrücker oft an, die Wut zurückzuhalten, was zu Beziehungsabbruch, Verlust von Selbstwertgefühl,  Angstzuständen, Sucht & Depression führen kann – im Alltag aber auch zu Vermeidungsverhalten (Angst, verletzt zu werden oder Angst Traurigkeit zu fühlen) führt.

Die Antwort für den “Traurigkeitsunterdrücker” ist dann, sich im therapeutischen Prozess der Traurigkeit zu öffnen, und damit auch die ” Coping-Strategien” – oberflächliche Wut, Angst und das Suchtverhalten – zu lösen. Wo sich traditionelle Therapien auf das Regulieren des Konsums und das Vermeiden von Suchtmitteln beschränken, geht es beim psychosomatischen prozess-orientierten Ansatz darum, die Kapazität zu erhöhen unsere Gefühle wahrnehmen und fühlen zu können, und unseren unbefriedigten Bedürfnissen Raum geben zu können und damit verbundene, meist unterdrückte Gefühle wie Sehnsucht, Verzweiflung, Trauer, Scham, Schuld, Hass (um hier nur einige zu nennen) mit Körperempfindungen wahrnehmen zu können.

Prozess-orientierte Psychotherapie bietet dem Körper einen sicheren Rahmen, in dem Kopf & Geist innere Widerstände, Grenzen und Gefühle sicher erspüren und verarbeiten können. Wenn wir uns diesem Prozess hingeben, dann entsteht ein Gefühl der Klarheit und Leichtigkeit in uns. Dann hört der Widerstand auf, in uns zu kämpfen und wir finden Stille & innere Lebensfreude.

Es geht auch nicht darum, Emotionen, Verhaltensmuster und Glaubenssätze loszulassen. Wenn wir uns den “unsicheren” Emotionen zuwenden können, und der Körper sie in Sicherheit verarbeiten kann, dann verlieren alte Muster & Glaubenssätze ganz von allein ihre Kraft und fallen in einem natürliche Heilungsprozess langsam von uns ab. Weil sie für uns als Schutzmechanismus dann nicht mehr “überlebens-notwendig”  sind.

Authentisches Heilen heisst, im Lebensalltag alle Gefühle zulassen zu können und gleichzeitig unsere Lebensfreude wiederzuentdecken.

Warum wir vor uns selbst weglaufen

Wir laufen vor uns selbst und anderen weg, weil wir irgendwann in der Vergangenheit in Konfliktsituationen traumatisiert wurden. Als Reaktion darauf, reagieren die meisten Menschen in Konfliktsituationen unbewusst aus dem traumatisierten kindlichen “Ich”. Das heißt, unser Nervensystem erlaubt unserem Körper aus Sicherheitsgründen nicht, all unsere Emotionen zu fühlen und zu verarbeiten, sondern reagiert mit Abwehr, und den bekannten “fight, flight oder fawn” Reaktionen. 

Um uns liebevoll und mit wachem Bewusstseins uns selbst zuwenden zu können, brauchen wir nicht nur eine sichere Verbindung mit dem anderen sondern vor allem auch mit uns selbst.

Denn nur wenn wir uns selbst sicher regulieren können, können wir auch zulassen alles zu fühlen, ohne uns erneut zu traumatisieren. Da den meisten Kindern von ihren Eltern nie gesunde Selbst- und Co-Regulation vorgelebt wurde, suchen wir als Erwachsene oft Hilfe.

Trauma-informierte, psychosomatische Begleitung kann uns helfen, unbewussten Glaubenssätzen & unsichere Emotionen zu begegnen und dem Körper in einem sicheren therapeutischen Rahmen die Möglichkeit zu geben, Gefühle wie Schuld, Scham, Angst & Hass zulassen und verarbeiten zu können, während das Nervensystem gleichzeitig lernt, in einen regulierten Zustand zurückzukehren ohne diese Gefühle unterdrücken zu müssen.

Das Problem ist nur, dass sich unsichere Emotionen nicht einfach von allein zeigen. Denn unser Nervensystem speichert alles was als lebensbedrohlich und unlösbar eingeschätzt wird im Unterbewusstsein ab. Dort wird es unter Verschluss gehalten, bis wir durch ähnliche äußere Umstände oder Personen getriggert werden. Und selbst dann, werden “unsichere Emotionen” meistens unter einer Lage “sicherer Emotionen” versteckt gehalten. (Jemand der schnell wütend wird unterdrückt oft Traurigkeit, Jemand der gut Traurigkeit zeigen kann unterdrückt of Wut etc…)

Aber wenn wir getriggert sind, ist es meistens egal wie lange Mann meditiert hat, oder wie oft Frau pro Woche auf ihrer Yogamatte sitzt. Solange wir mit ungelösten Konflikten (und somatischer Aufladung) durchs Leben gehen, lösen Trigger alte Traumareaktionen aus, die wir auf der bewussten Ebene nicht steuern können. Dann läuft der 4 jährige Junge davon, und nicht der erwachsene Mann. Dann schreit das kleine Mädchen und nicht die erwachsene Frau. Und dann verurteilen wir uns später noch für unsere Reaktion. 

So erleben wir nie wirkliche Freiheit so zu sein wie wir gerade sind, und Erlaubnis zu haben das zu fühlen was wir gerade fühlen, sondern wir erleben einen toxischen Cocktail aus Altlasten und “neuen” Emotionen, die gar keine neuen Emotionen sind.

Das Unterdrücken dieser Emotionen aber kostet uns viel Energie und führt langfristig auch zu körperlichen Symptomen wie Rücken & Kopfschmerzen, Depressionen und Angststörungen.

Trauma-informierte psychosomatische Therapie ist ein möglicher Weg aus diesem Kreislauf auszubrechen um uns jenseits des Schmerzes mit Authentizität, Vulnerabilität zu verbinden, und das Leben mit neuer Klarheit zu erleben, Grenzen setzen zu können und endlich wieder richtige Lebensfreude zu spüren.